Wir sind stolz, Teil der Ausgabe 22.1.2025 der Augsburger Allgemeinen zu sein:
Digitale Metzgereien haben es in Augsburg noch schwer
Ein Start-up bietet personalfreie Verkaufs-Container für Metzgereien an – mit Erfolg. Doch ausgerechnet in Augsburg stößt das Konzept auf Hürden.
Von Andrea Wenzel
Michael Kimmich mag Fleisch. Als er sich mit einem Metzger unterhält, der ihm von seiner verzweifelten Suche nach Verkaufspersonal erzählt, kommt dem Augsburger Geschäftsmann eine Idee: die Metzgerei ohne Personal, also ein Verkaufscontainer, ausgestattet mit Ladenbau und der entsprechenden Technik, um Bestellvorgänge und das Kassieren bei den Kunden selbstständig abzuwickeln. Das war vor rund zweieinhalb Jahren. Mittlerweile hat Kimmich bundesweit 50 solcher Container an Metzgereien verkauft. Das Konzept kommt an – nur in Augsburg bisher noch nicht, was auch an einem besonders strengen Kurs der Stadtverwaltung liegt.
Die Idee einer digitalen Verkaufsstelle ist freilich nicht ganz neu. Gerade in ländlichen Regionen, in denen die Nahversorgung kaum noch oder gar nicht mehr gewährleistet ist, entstehen immer mehr Supermärkte ohne Personal – auch in der Region.
Der Kunde checkt per App ein, kauft und bezahlt digital. Das System managt sich selbst und bestellt eigenständig Ware nach. Was hier funktioniert, bietet offenbar auch für inhabergeführte Metzgereien Potenzial. Nicht alle haben die digitalen Verkaufsstellen auch wirklich an sieben Tagen und 24 Stunden geöffnet – unter anderem wegen gesetzlicher Vorgaben zum Ladenschluss.
Ein Problem, das in Augsburg zuletzt bei den sogenannten Spätis, also Kiosken mit Öffnungszeiten über 20 Uhr hinaus, aufgetreten war. Während anderswo in Bayern das Ladenschlussgesetz in diesen Fällen oder auch bei digitalen Supermärkten oder Kiosken weniger streng ausgelegt wurde, um einen Betrieb zu ermöglichen, blieb Augsburg streng und machte keine Ausnahmen.
Ein erster Augsburger Kunde von Kimmichs Metzgerei-Containern hatte das schon vor Längerem zu spüren bekommen und musste für seine neue Verkaufsfläche die entsprechenden Konsequenzen ziehen, so Kimmich.
Er verzichtet dann wieder auf den Container-Betrieb. „Das hat andere Augsburger Metzgereien im ersten Moment abgeschreckt und von dieser Idee erst einmal Abstand nehmen lassen.“
Kimmich rechnet dafür mit einer steigenden Nachfrage bei den Augsburger Metzgereibetrieben, wenn das neue bayerische Ladenschlussgesetz demnächst verabschiedet wird. Dann dürfen digital und ohne Personal betriebene Kleinstsupermärkte 24 Stunden und auch an Sonn- und Feiertagen betrieben werden.
SmartStore24 hat bereits 50 solcher Container in ganz Deutschland verkauft. In diesem Jahr sollen weitere 70 bis 100 folgen. „Wir sind auf diesem Gebiet zum Marktführer geworden“, sagt er.
Mittlerweile zählen die bestehenden Container der Metzgereien rund 74.000 registrierte Kunden. Der Umsatz der Metzgereien belaufe sich bei gut gemanagten Flächen im Schnitt auf 5.000 bis 6.000 Euro die Woche.
Der Preis für einen voll ausgestatteten Container bewege sich zwischen 75.000 und 80.000 Euro. Dabei nutzen die Kunden die Flächen ganz unterschiedlich. „Manche gleichen so gekürzte Öffnungszeiten aus“, sagt Kimmich.
„Die Nachfrage nach Qualitätsprodukten ist da, nur es fehlt immer häufiger an Verkaufspersonal“, sagt Kimmich. Verkürzte Öffnungszeiten und Schließungen seien die Folge. Eine mögliche Lösung sei daher der Verkaufs-Container.
Was wie der digitale Supermarkt ohne Personal aussehe – im Gegensatz zu den bereits bekannten Metzgerei-Automaten – könne ein breites Sortiment aufnehmen und theoretisch an sieben Tagen die Woche 24 Stunden betrieben werden. | A.A. 22.1.25